Strobe Cuts

2013 - KE 2

Konzertperformance für
Klarinette, Schlagzeug, Synthesizer, Tanz, Elektronik, Licht


Robert Beck (Klarinette)

Rie Watanabe (Schlagzeug)

Florian Zwißler (Synthesizer)

Linda Nordström (Tanz)

Jan Baumgart (Klangregie)

Nicolás Kretz (Lichtregie)

Roman Pfeifer (Konzept, Komposition)


Das Sehen (vor allem von Bewegungen und Räumen) vollzieht sich in Rucken, bis zu 20 mal pro Sekunde springen unsere Augen entlang der Oberflächen, von Detail zu Detail, wählen aus, was scharf gestellt wird und was in unserem Blickfeld unscharf bleibt. Die sequentiell segmentierten Informationen werden im Gehirn zu zusammenhängenden Raum- und Bewegungsvorstellungen verknüpft, ähnlich wie die montierten Einstellungen im Film. Und wie im Hollywoodfilm, mit seinen Regeln für temporäre und räumliche Kontinuität, bleiben diese Schnitte zumeist unsichtbar und dank des durchgehenden Soundtracks auch unhörbar.
Unter den Formen der Montage, die den Schnitt nicht verstecken, sondern betonen, ist besonders der von Andy Warhol in seinen Experimentalfilmen erprobte Röhrenblitzschnitt (strobe cut) zu nennen. Hier wird der Film direkt in der Kamera geschnitten, indem die Kamera einfach aus- und später wieder eingeschaltet wird. Bild und (Licht)ton werden hierbei gleichzeitig geschnitten, es entstehen Lichtblitze, Lücken, Knackser, Doppelbelichtungen, Lautstärkesprünge und Lücken.
Diese Schnitte in der Kamera bilden ein Modell, mit dem auch das Betrachten einer Bühne desorientiert werden kann. Das audiovisuelle Skandieren der Montage vermag die willkürlichen und auch kontrollierten Blickzielbewegungen zu kanalisieren - das umherschweifende Schauen in ein Fokussieren zu verwandeln oder den polarisierten und geleiteten Blick zu zerstreuen. Die Bühne wird zur Blickmaschine, die, so wie die Diskontinuität des strobe cuts die Kamera sichtbar und hörbar macht, dem Betrachter seine eigenen Blickzielbewegungen vor Augen führt.